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Samstag-Tanzabend in den 60ern

"Juke-Box" 16 Mai, 2009


 

 

 

 

Sodele, Leuts, auf geht´s in den „Schuppen“. Es ist Samstag, das Wetter ordentlich fĂĽr Beverunger Verhältnisse – richtiges Tanzwetter. Die Vorbereitungen – Baden, Haare waschen, Sturzkampflocke bauen, Anzug, weisses Hemd, Schlips, DM 5,- (fĂĽnf) inner Tasche – sind abgeschlossen.

 

 Es ist jetzt 19.30 Uhr, ab innen „Schuppen“, die Kumpels warten schon. Vorm „Schuppen“ ist schon reger Betrieb. Girls und Boys stehen rauchend, quatschen und rumalbernd vor der TĂĽr. Die Stimmung ist bombig . Und nun rein in den „Tanzpalast“, in unseren „Schuppen“. Was einem sofort in die Augen fällt, ist die laaange Theke in L-Form, mindesten 15 Meter lang, und die sooo bequemen Holzhocker davor Links an der Wand steht die Musik-Box – 1 Lied 20 Pfennig, 3 Lieder 50 Pfennig und 6 Lieder fĂĽr 1 DM – (das sind Preise, gell?). Rechts an der Wand neben dem Eingang steht eine Minikegel-Bahn, die mit den Strikes, die immer bimmelte, wenn´s geklingelt hatte. Dann die laaange Theke, mit ihrer Glasvitrine, in der die kalten Koteletts (DM 1,50), die kalten „Bremsklötze“ (Frikadellen) (DM 1,00), die kalten Schnitzel (DM 1,30) auf Tellern liegen und eine Suppenkarte an der Scheibe hängt: Gulsch-, Ochsenschwanz-, HĂĽhnesuppe mit Brötchen je Suppe DM 1,00. Der stramme Max mit einer Scheibe Brot vom 6-PfĂĽnder plus Schinken plus 2 Eier fĂĽr DM 2,50 fehlt auch nicht. Aber das Wichtigste ist die Getränke-Preisliste, die gleich neben der Futter-Liste hängt: 1 Bier oder Pils 0,2 L = 50 Pfennig , 1 Cola oder Sinalco = 50 Pfennig, 1 Pinneken Korn = 50 Pfennig, Asbach-Cola = 1 Mark. Wasser gibt es nicht im Angebot, das trinken wir auf dem Klo fĂĽr Ăśmme. Diese Preise, mein lieber Herr Gesangsverein, DAS sind Preise….., ach ja, und eine Schachtel Zigaretten (12 St.) fĂĽr DM 1,00. Wie oben geschrieben, da reichen 5 Mark völlig aus!!!!

Wenn ich jetzt (noch) mein Gesicht zur Theke wende, stehen hinter meinem RĂĽcken an der Fensterfront 6er-Tische, 8 StĂĽck an der Zahl. In der Mitte eine kleine Decke, und darauf eine Blumenvase mit einer (kĂĽnstlichen) Blume – richtig, genau, wie damals im VW-Käfer, nur die Vase hing am Armaturenbrett

Hinter dem Tresen werkelt schon fleissig „Spezi“, ein Wirt der Marke „Sonderklasse“. Er hat immer ein offenes Ohr fĂĽr uns „Halbstarke“!! Die Dialoge schreibe ich jetzt in Ostwestfälische, kommt besser rĂĽber, als wie wenne selba dabei bist.
„Willi, habta morgen en Spiel?“ „Jae, halber Eine, chegen Höxta (Höxter).“ „Dann krisse nur ´ne Cola!“ „Och, Mensch Spezi, sonst chehts dir aba chut.“ Na ja, er hat schon Recht, gegen Höxter ist immer „Revier-Derby“ angesagt, und das auf eigenem Platz. Kommen bestimmt wieder 500 Zuschauer, und das bei einem A-Jugendspiel – wir waren eben gut. (kleiner Hinweis: www.willis-vfb-history.de)

So langsam wird die HĂĽtte immer voller, und an der Theke entsteht der berĂĽhmte Thekenstau oder auch Pulkbildung genannt. Junge, Junge, unsere Damen haben sich wieder rausgeputzt, fangen wir mal oben an: Hochsteckfrisur, Jäckchen, weiten Rock mit Petticoat drunter, klasse Beine stecken in flachen Tanzschuhen – sehen schon toll aus, unsere „Girlis!!

Noch sind wir aber nicht im Tanzbereich. Der kommt jetzt: Am Ende der Theke ist eine Trennwand mit einer Tür. Durch diese gehen wir auf´s Klo (bei uns heisst das Klo und nicht Toidingsda)..

Auch hat die Garderobe hier ihren Stand, was heisst hier Garderobe, eine Wand mit Haken, und fertig, wir sind nicht pingelig auf dem Lande.
Und hinter dieser Trennwand liegt sie, die Tanzfläche, bestimmt 60 qm groĂź. Sie liegt eingebettet wie eine Insel im Meer zwischen den Tischen und der „ShowbĂĽhne des Lebens“ fĂĽr die Band.
Die Tische sind wie vorne im Eingang – 6er Tische, mit kleinen Deckchen drauf, eine kleine Vase mit einer Plastikblume und natĂĽrlich Aschenbecher und jede Menge Bierdeckel. Probe-Musik jault durch die Luft – sie ĂĽben sich schon mal ein: Die CRAZY BIRDS (am Schlag der Ulli, Melodie-Gitarre und Gesang Cheffe Wolfgang, Rhythmus-Gitarre und Gesang Bill und an der Orgel Klemens. Kurzes Winke-Winke , ein lautes „Hallo“ und „Hau rein Wolfchang“ , Platz suchen, was nicht sooo einfach ist, denn es ist schon gerammelt voll. Macht aber nichts, die meiste Zeit wird ja doch getanzt. Platz gefunden, bei meinen Kumpels am Tisch: Kalle, Henner, Paulino, Dieter, Fido und und ……
20.00 Uhr: das Licht wechselt, vom normalen Kneipenlich mit Deckenbeleuchtung zum „Tanzpalastlicht“ mit Strahlern, drehender Silberkugel ĂĽber der Tanzfläche.
„LICHT AUS – SPOT AN“ und hier beginnt der „Ultimative Tanzabend“ im Schuppen an der Weser.

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